Zeitreise in eine andere Welt
Vier Stunden dauert alleine die Schüttelfahrt mit meinem in die Jahre gekommenen und nahezu lenkunfähigen Moped. Vom Hochland in Ruteng, bis ganz hinunter an die Südküste von Flores suche ich meinen Weg durch ein unsägliches Schotterpistenlabyrinth, das an Verwirrung und Schlaglöchern kaum zu übertreffen ist. Ich kann beim besten Willen nicht sagen wie, aber irgendwann komme ich tatsächlich an in Denge, dem vermutlich abgelegensten und kleinsten Fischerörtchen der Welt und dem Ausgangsort für meine Wanderung zu dem noch viel entlegeneren Bergdorf Wae Rebo.
Auf schmalen und steilen Dschungelpfaden geht es nun drei schweißtreibende Stunden hinauf an einen der entferntesten Orte, an denen ich je gewesen bin. Der erste Anblick von Wae Rebo erinnert mich spontan an Machu Picchu. Auf 1200 Metern Höhe liegt vor mir ein imposantes Bergpanorama und mittendrin auf einem Vorsprung, das kleine traditionelle Bergdörflein mit seinen einzigartigen und markanten Manggarai Häusern.
An diesem beschaulichen Flecklein Erde dominieren noch traditioneller Glaube, Rituale und Gepflogenheiten das tägliche Leben. Um das Dorf herum pflanzen die Bewohner Kaffee, Vanille und Zimt an, und verkaufen ihre Waren dann auf dem 15 Kilometer entfernt im Tal gelegenen Markt – ein sehr mühsam verdienter Lohn wie man sich unschwer vorstellen kann. Um die traditionelle Lebensweise und überlieferten Bräuche dennoch beibehalten zu können wird Wae Rebo seit einiger Zeit von der UNESCO im Rahmen eines Öko-Toursimus Projektes unterstützt, ein Umstand, der mir und den wenigen anderen Reisenden, die den weiten Weg hierher wagen ermöglicht, diesen Ort als Gast zu besuchen.
Auf diese Weise darf ich eine ganz kleine Ahnung erfahren von einer Welt, die in vielen Belangen der unseren so weit entfernt scheint wie die Erde vom Mond. Ich bin sehr froh, dass es diese Orte noch geben kann und hoffe dass den Bewohnern auch in Zukunft der Spagat gelingen wird zwischen den Entwicklungen kommender Zeiten und diesem einfachen aber so herrlich natürlichen Leben, das sie dort führen.
Fun Facts:
– Der erste „Tourist“ in Wae Rebo kam aus der Tschechei im Jahr 2009.
– Wae Rebo ist ca. 1080 Jahre alt! Zur Zeit lebt hier die 18. Generation.
– Die traditionellen Häuser bestehen aus 5 Ebenen. Die erste Ebene „lutur“ ist der Aufenthaltsbereich der Familie. Die „lobo“ Ebene liegt abseits und wird als Vorratsspeicher für Nahrung und Güter genutzt. In der dritten Ebene „lentaris“ werden Samen für die nächste Saat gespeichert. „Lemma rae“ dient als Nahrungsvorrat im Falle einer Dürre und die fünfte und wichtigste Ebene „hekang kode“ gilt als heiliger Ort, für Rituale und Opfergaben an die Vorahnen.
– Wae Rebo hat bei den UNESCO Asia Pacific Heritage Awards im Jahr 2012 den Top Award of Excellence gewonnen.
5 Responses to Zeitreise in eine andere Welt
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… einfach nur schöööön :-)
Wow David….was für beeindruckende Eindrücke!
Einfachheit hält Glück bereit…
Das ist wirklich unbeschreiblich schön!
Liebe Grüße
Lena
Wunderschöne Bilder – dieser Sternenhimmel macht einen ja absolut sprachlos! Hach, da kommt Fernweh auf….
Hi David!
Eine wunderbare Geschichte mit wunderbaren Bildern…
Wie immer so schön erleben zu dürfen.
Viele liebe Grüße
Dein Marius
(aus Korsika)
Vielen Dank Marius! Ich denke sehr oft zurück an unserer gemeinsame und unvergessliche Weltreise vor ein paar Jahren – vor allem hier in Flores! Eines Tages musst du auch mal hierher zurückkehren. Die offenen Menschen, die fröhlichen Gesichter, die wunderbare Natur – du würdest alles davon wieder entdecken, dein Herz würde lachen.